Auf meinen Reisen in den Sommer- und Herbstferien in den Süden Europas fiel mir immer wieder an den Straßenrändern eine kleine, hellblaue Blüte auf, die an kräftigen Stengeln, die mitunter bis zu zwei Meter hochragen, zu kleben scheint.
In Deutschland findet man sie nur selten. Dort wird „Unkraut“ an den Straßenränder vernichtet oder gemäht. Aber wenige Tage nach der gründlichen Rasur findet man flach auf dem Boden die kleine hellblaue Blüte schon wieder. Auf meiner letzten Radtour durch Deutschland und Österreich bin ich wieder vielen kleinen hellblauen Blüten begegnet. Ob man begriffen hat, dass diese Blume, die Wegwarte, eine Heilpflanze ist ?
Warum die Dr. Hermann Röver-Stiftung die Wegwarte zu ihrem Symbol gewählt hat, ist ganz einfach zu erklären. Unsere Arbeit ist nicht auf ein fest definierbares Ziel ausgerichtet wie z.B. „Paddeln lernen“ oder „Skilaufen können“, obwohl wir es anstreben, Kindern und Jugendlichen diese Sportarten beizubringen. Das Wesentliche dabei aber ist es, sich den Weg mit allen Schwierigkeiten dorthin selbst zu erarbeiten. So ist also unser Weg dazu das Ziel. Welche Blume könnte als Symbol da passender sein als die Wegwarte?
Heino Möhring
„Das überirdische Blau ihrer Blüten steht in krassem Gegensatz zur Zähigkeit der übrigen Pflanze, die sich mit mächtiger Wurzel in die härtesten Böden gräbt, sich immer wieder platt fahren lässt und dennoch blüht!“ Dieses Zitat aus dem Hausbuch der Natur von BLV beschreibt diese faszinierende Pflanze eigentlich perfekt. Um es aber wirklich zu begreifen sollen ein paar biologische Hintergründe helfen.
Die krautigen Pflanzen sind mehrjährig und können 15-200cm hoch werden. Ihre Stängel stehen steif aufrecht, sind derb, kantig, meist borstig behaart und - besonders im oberen Teil - sparrig verästelt. Die Äste führen weißlichen Milchsaft. Die großen, gesägten Blätter, die ein wenig an den Löwenzahn erinnern, sitzen nur im bodennahen Bereich der Stängel. Sie sind kahl oder unterseitig steif behaart.
Die Wegwarte gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae), d.h. der vom Laien als Blüte angesprochene Teil der Pflanze ist eigentlich ein Blütenstand aus vielen Einzelblüten. Es handelt sich um sogenannte Zungenblüten (Abb.1), deren einziges Blütenblatt unterseits leicht behaart und am Ende in 5 Zipfel ausgezogen ist. Diese Einzelblüten sind zu 10 – 20 in einem Kreis angeordnet, so dass der Eindruck einer einzigen großen Blüte entsteht, die von Botanikern auch als Kopf bezeichnet wird. Die Köpfe sind nur einen Vormittag lang zu einer 3-4cm großen Scheibe ausgebreitet. Die blauen Blüten (selten weiß oder rosarot) sind anfangs kräftiger blau gefärbt, verblassen jedoch schnell zu einem sehr hellen Blau. Die gesamte Blühdauer beträgt bei sonnigem Himmel etwa 6 Stunden (bei bedecktem Himmel etwas länger), worauf sich der Kopf schließt und die Blüte verwelkt. Die Blütezeit der gesamten Pflanze zieht sich von Juli bis Oktober hin.
Katrin Helm
Den ganzen Artikel von Katrin Helm mit weiteren sehr interessanten Informationen über die Wegwarte gibt es hier, oder in unserem Download.